WOHNUNG W3

REFURBISHMENT, INNENARCHITEKTUR

WIEN, 2023

Fotos Sara Sera

 

 

Die Wohnung W3 entstand aus einer Wohnungszusammenlegung zweier Einheiten in einem Gründerzeitbau mitten in Wien. Die gesamten Räumlichkeiten wurden umfassend saniert, restrukturiert und gestaltet. Die Aufgabe bestand darin, ergänzend zu Schlafräumen und Nebenräumen Bereiche zu schaffen, die sowohl ein Miteinander als auch ein Nebeneinander erlauben und einen unterschiedlichen Fokus zulassen.

Eichenholz, Lehm, Naturstein. Leder, Wolle, Aluminium. Die Materialien fügen sich aneinander und ineinander, sie bringen einander zum Strahlen oder wiegen Kühle mit Wärme auf, Glanz mit Mattheit, Feinheit mit Rauheit. Die raumhohen Verbauten schaffen verborgene Massen, das Innere erzeugt nutzbares Volumen, das Äußere implementiert Funktionales.

Die Küche, als Hülle der Garderobe wird durch eine langgestreckte Arbeitsebene aus mit Edelstahl belegten Fronten und eine Insel erweitert, das mattierte Metall reflektiert diffus die warme Note des Bodens. Milchweiße, bombierte Fliesen schützen unaufdringlich die Wände, ein Oberschrank mit offenen Regalen bietet Platz für Erinnerungen. Die Sitzbank aus Eiche ist mit robustem Leder überzogen, die tiefe Lehne schafft eine weitere Sitz- und Liegeebene für die Kinder. In drei Meter Höhe schweben lineare Lichtinstallationen über der Insel und dem Esstisch und erzeugen ein dimmbares Raumlicht, während Downlights und tief hängende Pendelleuchten für Intimität sorgen. Die Eichenwände bieten enormen Stauraum, sie unterstützen im Alltag unauffällig, der Übergang zur Lehmkühldecke verschwindet im Schatten. Badezimmer und Ankleide liegen hinter Schranktüren eingebettet, Spiegelflächen erweitern optisch die kompakte Raumgöße. Im Badezimmer bewirkt eine pastellblau gemalte Decke die Stimmung von Leichtigkeit und Frische.

Die sehr hohe, schmale Eichentüre verbindet die einst getrennten Einheiten. Sie ist Schranktüre und Raumtrenner in einem, bündig im Wandregal geparkt gibt nur der Knauf aus Aluminium Aufschluss über die Funktion. Der Übergang zwischen Küche und Wohnbereich fokussiert jeweils einen hochformatigen Ausschnitt von Wohnraum oder Küche. Im Wohnzimmer taucht die übergroße, plissierte, weiche Pendelleuchte das nach allen Seiten orientierte Sofa in eine wärmende Lichthülle. Zwei gleich große Wollteppiche in dunkelblau und sandfarben strukturieren die Fläche. Das leichte, offene Bücherregal aus Aluminium und Eichenholz ist ein deutlicher Gegensatz zur dichten Oberfläche des anderen Bereiches, es ruht auf geschliffenem Estrich, dieser glänzt wachsig gegenüber dem geölten Holzboden. Ein integrierter Schreibtisch im Regal erlaubt das Arbeiten von zu Hause oder die schnelle Ablage zwischendurch, ein Blick aus den großen Fenstern durch das grüne Dickicht der Loggia auf die Dächer Wiens stimmt freudig.

Die Gestaltung erzeugt eine Gelassenheit, eine Selbstverständlichkeit, Sinnlichkeit und Wärme, die Oberflächen sind bereit in der Nutzung des Alltags zu bestehen und werden über die Jahre eine würdige, feine Patina entwickeln.

Lichtdesign Christian Ploderer

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WOHNUNG W2